Das Thema „Soldaten“ war in der Redaktion umstritten. Schließlich ist es heute für die meisten jungen Leute historisch, und „Wehrpflichtige“ werden seit 2011 in der Bundesrepublik nicht mehr eingezogen.
Beim Rückblick auf die „Wehrdiensterlebnisse“ fällt einerseits auf, wie viel jugendlicher Rigorismus damals die politischen Gespräche und die generelle Militärkritik prägte. Andererseits war dann die Realität der Bundeswehr nicht so schlimm wie die Befürchtungen zuvor, genährt durch die Familienschicksale, vorgebracht zumeist von den Müttern. Aber vielleicht haben gerade die mangelnde Begeisterung fürs Militär, die steigende Zahl der Wehrdienstverweigerer, die in beiden Teilen Deutschlands wirksame Friedensbewegung der 80er-Jahre zum insgesamt positiven Verlauf des Jahres 1989 beigetragen.
Dazu ein Kommentar des ehemaligen Bundeswehrsoldaten Sten Nadolny aus dem Buch „Putz- und Flickstunde. Zwei kalte Krieger erinnern sich“, das er gemeinsam mit Jens Sparschuh schrieb, ehemals Soldat in der DDR:
„Und noch eines: Gäbe es keine Wehrpflicht mehr, käme in der Literatur kein Wehrdiensterlebnis mehr vor. Gut, dieser Verlust ist vielleicht zu verschmerzen.“ (München / Piper 2009, S. 81)
Die Redaktion
Im Heft:
- Ulrich Johannes Beil: Ein Gedicht
- Thomas Maier-Bandomer: Friedensdemo
- Inge Geissinger: Die Frage bleibt
- Klaus J. Wagner: Mann oh Mann
- Olaf Neumann: Soldaten in Maising
- Christine Johne: Kurt
- Ernst Quester: Tagebuchauszüge aus der Bundeswehrzeit und danach
- Julia Behr: Mein Wissen ist hart erlitten
- Susanne Quester: Der Krieg hat kein weibliches Gesicht. Ein Lesebericht
- Saskia Hinze: Eleons Steine
- Karin Schreiber: Tschoklet
- Christoph A.G. Klein: Nachtrieb
- Christine Adler: Der ausgediente Soldat
- Patricia Czezior: Schrebergarten