Das Wort Heimat weckt poetisches Hintergrundrauschen: Ich hab die Heimat lang schon satt, / die Sehnsucht nach der Felder Reifen. / Darum verlass ich Heim und Stadt / und werd als Dieb das Land durchstreifen (Sergej Jessenin, übersetzt von Annemarie Bostroem). Als eine flüchtige, schwer fassbare Empfindung erscheint Heimat in Hermann Hesses Gedicht Landstreicherherberge: Wie Heimatahnung glänzt es her / und war doch nur zu kurzer Rast / ein fremdes Dach dem fremden Gast. / Er weiß nicht Stadt nicht Namen mehr. Als bloße Ahnung erinnert Heimat an das Diktum Ernst Blochs, der sie als den Ort umschreibt, worin noch niemand war.
Keine Angst, die Starnberger Hefte wollen den geschätzten Lesern ihrer zehnten Ausgabe die Heimat nicht vergällen und enthalten viele kleine Liebeserklärungen an das Land um die Seen. Es ist nur so, dass das H-Wort auch gemischte und bittere Gefühle zeitigt. Viele mussten und müssen aus politischen Gründen oder aus purer Not ihre Heimat verlassen, viele können heute ihren Beruf nicht mehr am Herkunftsort ausüben. Manchen vertreibt eine unglückliche Liebe oder die Enge der Verhältnisse. Er erfährt den Aufbruch als Befreiung und findet in der Fremde eine neue Heimat. In dieser Vielfalt der Gefühle suchen sich die Texte dieses Heftes ihren Ort.
Im Heft
- Eva-Maria Ueber: Heimat deine Yachten
- Patricia Czezior: »Ich weiß nicht, was soll es bedeuten …«
- Julia Behr: Spielen wir Katz und Maus
- Gudrun Pfister: Starnberger Gedichte
- Pauline Petereit: Your skinny feet
- Pauline Petereit: Zwei Gedichte
- Edgar Frank: Kaltenbach
- Sabine Holocher: Schwedt
- Susanne Quester: Heidi – eine Recherche
- Claus-Christian Vogel: Lana
- Herbert Kreibich: Fränkisches Dorf
- Christine Adler: wiaradaoderratz
- Thomas Maier-Bandomer: Über ein Flugblatt
- Fabian Müller: Atmosphären
- Inge Geissinger: Unsere kleine Stadt