Worzu dienet das studieren/
als zu lauter vngemach?
Vnter dessen laufft die Bach
Vnsers lebens das wir fuͤhren/
Ehe wir es innen werden/
Auff ihr letztes Ende hin;
Dann kömpt (ohne Geist und Sinn)
Dieses alles in die erden.
Ganz im Gegensatz zu dieser Strophe von Martin Opitz wollen wir uns in diesem Heft – bei allem Respekt ‒ nicht der Unerbittlichkeit des Zeitstroms und dem Novembergefühl der Vergänglichkeit überlassen. Vielmehr nutzen wir die Kraft der Imagination, um auf dem Flusslauf der Zeit hin und her zu navigieren. Wir suchen die Stromschnellen auf, wo „Vorher“ und „Nachher“ sich scheiden. Einige recherchieren an den Quellen ihres „Lebensbachs“. Eine bairische Prinzessin der Merowingerzeit durchquert auf der Flucht vor den Franken die Alpen. Wir schauen archäologischen Restauratoren auf die Finger, wenn sie mit Glas und Eisen hantieren, und begutachten die Bilder, die sich Biologen und Künstler von unseren frühmenschlichen Ahnen machen. Wir steigen in Zeitmaschinen, paddeln einfach auf der Luftmatratze der Erinnerung oder stehen am Ufer und warten.
Im Heft
- Isabella Schütz: Warten
- Hubertus Roth: Zeitformeln
- Susanne Leontine Schmidt: Als ich mein letztes Hemd verkaufen wollte
- Roger Schöntag: Zeitsprung
- Ursula Groß: Theo wird Königin: Unterwegs nach Tridentum
- Ulrike Weinhart: Die Missio
- Ernst Quester: Gespräch mit der Restauratorin Vera Keil
- Klaus J. Wagner: Zuflucht
- Ulrich Linse: Frühe Paläo-Kunst aus Ammerlan
- Julia Behr: Das Ziel ist das Ziel
- Sabine Holocher: Bauhaus-Kindheit
- Vanessa Lange: Olli auf der Reise nach Prag
- Karin Schreiber: …und Roni malt
- Patricia Czezior Im Bernstein