
In den Fünfzigerjahren kannte und praktizierte man „Schiebewurst“. Eine Scheibe Pressack oder Schwartenmagen für drei Brote. Man schob die Scheibe mit den Zähnen von der ersten Schnitte auf die zweite, später auf die dritte, und erst dann biss man hinein. – Ganz ähnlich ging es uns in der Redaktion mit dem Thema „Macht“. Kritik an der Ausübung von Macht fällt leichter, wenn dies in fernen Ländern oder zumindest in fremden Lebensbereichen geschieht. Richtet man die Kritik aber ins eigene soziale Umfeld, hält die deutschen Sprache das schöne Wort „Nestbeschmutzer“ bereit. In der Begegnung mit Macht werden die Grenzen des eigenen Muts deutlich, und nach dem Einlenken gegenüber der Macht rät einem die Scham, nun doch lieber den Mund zu halten.
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